Energetische Sanierung eines Wohngebäudes in Bielefeld: Ein Fahrplan für die Zukunft
Einführung in den Sanierungsfahrplan
Diese Fallstudie beleuchtet den Sanierungsfahrplan für ein Wohngebäude in Bielefeld. Der Sanierungsfahrplan dient als umfassende Entscheidungshilfe und zeigt den Weg zu erhöhter Energieeffizienz, gesteigertem Wohnkomfort und der langfristigen Sicherung des Immobilienwertes. Durch gezielte Maßnahmen lassen sich Wärmeverluste verringern und Treibhausgasemissionen, insbesondere CO₂, erheblich reduzieren. Zudem werden die finanziellen Vorteile durch Fördermittel und Energieeinsparungen hervorgehoben, die zur Senkung der Energiekosten beitragen.
Das Gebäude steht vor der Herausforderung, die veralteten Gasetagenheizungen zu ersetzen. Bei einem Ausfall einer Etagenheizung haben die Eigentümer fünf Jahre Zeit, ein zukunftsfähiges Heizkonzept zu entwickeln. Um die Energiewende optimal zu unterstützen, wird empfohlen, die Fenster und Fassaden zu erneuern. Die Wahl zwischen einem dezentralen oder zentralen Heizsystem hängt von den individuellen Interessen der Eigentümer ab. Eine zentrale Lösung mit Umstieg auf eine Wärmepumpe und Photovoltaikstrom wird als nachhaltige Option vorgeschlagen.
Detaillierte Sanierungskonzepte für die einzelnen Bauteile sowie wichtige Hinweise sind in der Umsetzungshilfe enthalten. Individuelle Fragen werden in der Eigentümerversammlung und im Nachgang geklärt. Dieser Sanierungsfahrplan berücksichtigt die gesetzlichen Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) 2024 und bietet eine solide Grundlage für die energetische Zukunft des Gebäudes.
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Analyse des aktuellen energetischen Zustands
Das Wohngebäude, das Gegenstand unserer Sanierungsfallstudie ist, befindet sich in einem Zustand, der durch mehrere energetische Schwachstellen gekennzeichnet ist. Diese beeinträchtigen nicht nur den Wohnkomfort, sondern führen auch zu hohen Energiekosten. Eine umfassende Analyse vor Ort hat die folgenden baulichen Gegebenheiten und Herausforderungen identifiziert, die im Rahmen eines Sanierungsfahrplans angegangen werden sollen.
Das Gebäude besteht aus 19 Wohneinheiten und ist einseitig angebaut. Die besondere Architektur mit vielen versetzt angeordneten Wohnmodulen führt zu einer komplexen Gebäudeform. Ein Fernwärmeanschluss ist am Standort nicht verfügbar, was die Abhängigkeit von den bestehenden Gasetagenheizungen erhöht. Zudem wurden an mehreren Stellen asbesthaltige Materialien entdeckt, was besondere Vorsichtsmaßnahmen erfordert.
Lüftungswärmeverluste: Das Gebäude weist erhebliche Lüftungswärmeverluste auf. Diese resultieren aus diversen Außenluftdurchlässen, Rolladenkästen sowie Wärmebrücken an Laubengängen und Balkonen. Diese Schwachstellen führen zu einem erhöhten Wärmeverlust und damit zu ineffizientem Energieverbrauch.
Die Außenwände bestehen aus einem zweischaligen Mauerwerk mit einer hinterlüfteten Fassade aus Faserzementplatten. Die Dämmung dieser Wände ist unzureichend, was zu hohen Wärmeverlusten führt. Die große Fläche der Fassade verstärkt diesen Effekt zusätzlich.
Fenster: Die vorhandenen Kunststofffenster mit Isolierverglasung stellen das schwächste Glied in der Gebäudehülle dar. Die Balkontüren sind als bodentiefe Fensterkonstruktionen ausgeführt, was die Dämmproblematik weiter verschärft. Einige Hauseingangstüren wurden bereits saniert, was jedoch nicht ausreicht, um die energetischen Anforderungen zu erfüllen.
Dach: Das gedämmte Flachdach (Warmdach) ist über eine instandhaltungsbedürftige außenliegende Treppe zugänglich. Mehrere Dachlüfter und Abgaslüftungen durchstoßen die Dachdecke, was die energetische Effizienz beeinträchtigt. Die innenliegende Entwässerung erfordert ebenfalls eine Überprüfung.
Heizung und Warmwasser: Jede Wohneinheit verfügt über eine eigene Gasetagenheizung, die den Anforderungen der GEG-Novelle 2024 nicht mehr gerecht wird. Die Wärmeverteilung erfolgt über ein Zweirohrsystem mit einfachen Thermostatventilen, was eine ineffiziente Wärmeverteilung zur Folge hat. Die Warmwasserversorgung ist ebenfalls über die Gasetagenheizungen realisiert.
Die Identifizierung dieser Schwachstellen bildet die Grundlage für einen zielgerichteten Sanierungsfahrplan, der nicht nur die Energieeffizienz des Gebäudes erheblich steigern, sondern auch finanzielle Vorteile durch Fördermittel und Energieeinsparungen realisieren kann. Eine erfolgreiche Sanierung wird zudem den Wert der Immobilie nachhaltig steigern.
Geplante Maßnahmen zur energetischen Optimierung
Maßnahmenpaket 1: Fenstertausch mit Dreifachverglasung
In diesem Maßnahmenpaket konzentrieren wir uns auf den Austausch der bestehenden Fenster durch moderne, dreifach verglaste Fenster. Diese Maßnahmen sind von entscheidender Bedeutung, um die Energieeffizienz des Hauses erheblich zu steigern und die Heizkosten signifikant zu senken. Der Fenstertausch ist besonders sinnvoll, wenn die bestehenden Fenster keine Wärmeschutzverglasung besitzen. Auch unsanierte Wohnungseingangstüren können im Zuge dieser Maßnahme erneuert werden.
Die Investitionskosten für den Fenstertausch belaufen sich auf 152.600 €, wobei 133.600 € als Sowiesokosten anfallen. Dank der Förderung durch die BAFA kann ein Zuschuss von 30.520 € in Anspruch genommen werden, was die finanzielle Belastung erheblich reduziert. Der Austausch der Fenster sollte idealerweise vor der Sanierung der Heizung erfolgen, um die maximale Effizienz zu gewährleisten.
Maßnahmenpaket 2: Außenwanddämmung und Dezentrale Lüftungsanlage
Dieses umfassende Maßnahmenpaket beinhaltet die Anbringung eines Wärmedämmverbundsystems (WDVS) an den Außenwänden sowie die Installation einer dezentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung (WRG). Die zusätzliche Dämmung der Außenwände verbessert die Energieeffizienz des Hauses erheblich. Empfohlen wird eine Dämmstärke von 18 cm mit einer Wärmeleitfähigkeitsgruppe (WLG) von 035. Die Fassade wird entfernt und neu aufgebaut, wobei ein einheitlicher Wandaufbau angestrebt wird.
Die dezentrale Lüftungsanlage sorgt für eine kontrollierte Be- und Entlüftung, was besonders in dichten Gebäuden von Vorteil ist. Die Lüftungsgeräte werden in die Außenwand integriert, um eine effiziente Wärmerückgewinnung zu ermöglichen.
Die Gesamtkosten für dieses Maßnahmenpaket betragen 533.500 €, wovon 477.500 € als Sowiesokosten veranschlagt sind. Die Förderung durch die BAFA umfasst 103.500 €, zusätzlich gibt es in NRW einen Zuschuss von 1.000 € pro Wohneinheit für Lüftungsanlagen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen sollte idealerweise zeitgleich mit der Fenstersanierung erfolgen, um die bestmögliche Energieeinsparung zu erzielen.
Maßnahmenpaket 3: Heizsystem-Optimierung mit Wärmepumpe
Im dritten Maßnahmenpaket liegt der Fokus auf der Optimierung des Heizsystems durch die Installation von Wohnungsübergabestationen und einer Monoblock Luft/Wasser-Wärmepumpe. Die Übergabestationen sind mit integrierten Heizstäben und einem zentralen Warmwasserspeicher ausgestattet, was die Gefahr von Legionellenbildung minimiert. Die zentrale Umstellung auf eine Luft/Wasser-Wärmepumpe ist ein wesentlicher Schritt zur Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO₂-Emissionen.
Die Investitionskosten für dieses Paket belaufen sich auf 324.480 €, wobei 136.738 € als Sowiesokosten anfallen. Die Förderung beträgt 118.680 €, unterstützt durch KfW-Programme. Die Umsetzung sollte nach der kommunalen Wärmeplanung und bei Ausfall der ersten Heizung erfolgen, um die Effizienz der neuen Systeme voll auszuschöpfen.
Maßnahmenpaket 4: Erneuerung von Flachdach und Lichtkuppeln
Dieses Maßnahmenpaket umfasst die Erneuerung des Flachdachs und der Lichtkuppeln. Das Flachdach wird als Warmdach mit einer Dämmstärke von 24 cm (WLG 035) erneuert, um einen maximalen U‑Wert von 0,14 W/m²K zu erreichen. Die Lichtkuppeln werden ebenfalls erneuert und erreichen einen Uw-Wert von maximal 1,5 W/m²K. Diese Maßnahmen tragen erheblich zur Verbesserung der Energieeffizienz und zur Verlängerung der Lebensdauer der Gebäudestruktur bei.
Die Investitionskosten für die Erneuerung betragen 163.250 €, mit Sowiesokosten von 127.526 €. Die BAFA gewährt einen Zuschuss von 32.650 €, und die Stadt Bielefeld bietet zusätzlich 20 €/m² Dachfläche. Die Erneuerung sollte bei größeren Instandhaltungsarbeiten durchgeführt werden, um die Kosten zu optimieren.
Maßnahmenpaket 5: Dämmung der Kellerdecke
Das letzte Maßnahmenpaket beinhaltet die Dämmung der Kellerdecke mit einer neuen Dämmstärke von 12 cm (WLG 035). Diese Maßnahme ist besonders kosteneffizient und trägt erheblich zur Reduzierung des Energieverbrauchs bei. Die Dämmschicht wird unterhalb der Kellerdecke angebracht, entweder durch Kleben oder Verdübeln.
Die Investitionskosten belaufen sich auf 31.850 €, ohne zusätzliche Sowiesokosten. Die BAFA-Förderung beträgt 6.370 €. Die Umsetzung sollte nach der Festlegung und Umsetzung des Heizungskonzeptes erfolgen, um die maximale Energieeinsparung zu erzielen.
Durch die Umsetzung dieser Maßnahmenpakete wird das Gebäude nicht nur energieeffizienter, sondern auch im Wert gesteigert. Die erheblichen Fördermittel und die langfristigen Einsparungen bei den Energiekosten machen diese Investition besonders attraktiv.
Vision eines zukunftsfähigen Wohngebäudes
Nach der vollständigen Umsetzung des Sanierungsfahrplans wird das Gebäude den Standard eines Effizienzhauses 70 erreichen. Dies bedeutet, dass der Energieverbrauch signifikant gesenkt wird, was sich direkt in niedrigeren Heizkosten für die Bewohner niederschlägt. Die anfänglichen Dämmmaßnahmen reduzieren die Heizlast erheblich und bereiten das Gebäude optimal auf den Einsatz erneuerbarer Energien vor. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den langfristigen Wert des Gebäudes zu erhalten und sogar zu steigern, was die Vermietbarkeit erhöht und die Immobilie zu einer attraktiven Investition macht.
Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Sanierung ist die deutliche Reduzierung des jährlichen CO₂-Ausstoßes. Dies leistet nicht nur einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz, sondern kann auch durch die Nutzung grüner Energieversorger oder die Installation einer Photovoltaikanlage weiter optimiert werden. Ab 2026 wird bei Dachsanierungen die Installation einer PV-Anlage sogar zur Pflicht, was den CO₂-Fußabdruck des Gebäudes weiter minimiert.
Neben den finanziellen Einsparungen und der Umweltfreundlichkeit bringt die energetische Sanierung zahlreiche weitere Vorteile mit sich. Der verbesserte Schallschutz sorgt für eine ruhigere Wohnatmosphäre, indem er Lärm von außen effektiv reduziert. Die Maßnahmen zur Verbesserung der Wohngesundheit erhöhen den Wohnkomfort erheblich: Durch die Reduzierung von Feuchtigkeit, Schimmel und Schadstoffen in den Innenräumen wird die Luftqualität verbessert, was zu weniger Kopfschmerzen und einer allgemein besseren Lebensqualität führt.
Der Immobilienwert wird durch die Sanierung gesteigert, was den Eigentümern finanzielle Sicherheit bietet. Zudem wird durch die Sanierung die Möglichkeit geschaffen, zusätzliche Sicherheitsvorrichtungen wie Einbruchschutz zu installieren. Die architektonische Qualität des Gebäudes wird ebenfalls aufgewertet, da die äußere Erscheinung durch attraktive Gestaltungsmöglichkeiten verbessert wird.
Insgesamt bietet der Sanierungsfahrplan eine umfassende Lösung, die nicht nur die Energieeffizienz des Gebäudes erheblich verbessert, sondern auch zahlreiche weitere Vorteile für die Eigentümer und Bewohner mit sich bringt. Durch die Nutzung von Fördermitteln und die Einsparungen bei den Energiekosten wird die finanzielle Belastung der Sanierung deutlich reduziert, was die Umsetzung der Maßnahmen besonders attraktiv macht.
Fazit: Ein Schritt in eine nachhaltige Zukunft
Die geplante energetische Sanierung des Wohngebäudes in Bielefeld stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Wohnumgebung dar. Der Sanierungsfahrplan bietet eine detaillierte und umfassende Strategie, um die zahlreichen energetischen Schwachstellen des Gebäudes zu beheben und es auf den Standard eines KfW-Effizienzhauses 70 zu heben.
Durch die geplanten Maßnahmen wird nicht nur der Energieverbrauch drastisch gesenkt, sondern auch der Wohnkomfort erheblich gesteigert. Die Umstellung auf erneuerbare Energien und die Reduzierung von CO₂-Emissionen leisten einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und machen das Gebäude fit für die Zukunft. Die finanziellen Vorteile durch Fördermittel und Energieeinsparungen machen die Investition in die Sanierung besonders attraktiv und sorgen dafür, dass die Eigentümer langfristig profitieren.
Insgesamt zeigt der Sanierungsfahrplan, dass eine durchdachte und umfassende energetische Sanierung nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich vorteilhaft ist. Die positiven Auswirkungen auf den Immobilienwert und die Lebensqualität der Bewohner unterstreichen den Wert dieser Investition und machen das Gebäude zu einem Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Wohnen.
Verfasst am 22. Mai 2024.
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Kundenmeinungen
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4.00 von 5 Sternen
Die Kommunikation war sehr gut. Der Beratungstermin vor Ort war etwas kurz und oberflächlich. Der Sanierungsfahrplan ist sehr ausführlich gehalten. Das Schlussgespräch war in Ordnung.
SF aus Rheine
5.00 von 5 Sternen
Unser Sanierungsfahrplan wurde von einer sehr freundlichen, kompetenten und auch mitdenkenden Mitarbeiterin erstellt. Es blieben keine Fragen offen. Wir möchten uns für die Beratung und Erläuterungen herzlich bedanken und kommen bei weiterer Gelegenheit gerne wieder auf euch zu.
Über uns
Die ESTATIKA GmbH ist ein Büro für Energieberatung mit zertifizierten Energieeffizienz-Experten des Bundes. Wir bieten neben den klassischen Leistungen auch eine − eigens zur Überwindung finanzieller Barrieren entwickelte − kostenlose Erstberatung mit unserem einzigartigem 3D-Gebäudecheck an.
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